Die medizinische Thermographie ist ein Diagnoseverfahren, mit deren Hilfe Temperaturveränderungen auf der Körperoberfläche diagnostisch ausgewertet werden. Asymmetrische Temperaturverteilungen oder lokale Überwärmungen können Hinweise auf Störungen innerer Organe oder der Gefäße geben. Die Thermographie ein völlig ungefährliches, schmerzfreies und nicht invasives Verfahren zur klinischen Diagnostik. Von der Infrarot-Kamera geht keine Strahlung aus. Die Untersuchung ist somit nicht schädigend für die Patienten und daher auch für Schwangere geeignet.
Die medizinische Thermographie erzeugt ein einzelnes Bild der Wärmeverteilung einer Körperregion. Die jeweilige Temperatur der Hautstellen wird durch eine spezifische Farbe dargestellt. Das Bild zeigt eine schmerzhafte Arthrose im rechten Knie, aufgenommen von hinten. Während das gesunde linke Knie grüne und gelbe Farben für normale Temperaturen zeigt, ist das rechte mit roter Farbe deutlich überwärmt.
Dieses Vorgehen entspricht der inzwischen verbreiteten Gebäudethermographie, bei der z.B. Wärmeverluste durch Mauern oder Fenster sichtbar gemacht werden können. In der Medizin gelingt so die Darstellung besonders stark durchbluteter Körperteile, wie sie z. B. im Rahmen von Entzündungen auftreten können. Arthrotische Veränderungen in Gelenken werden so im aktivierten Zustand, d. h. wenn bereits eine entzündliche Reaktion eingesetzt hat, gut sichtbar. Auch Brustkrebs erzeugt durch die gesteigerte Durchblutung eine lokale Erwärmung und wird mit Thermographie erkennbar.
Mit einer geeigneten Einstellungen der Bildparameter lassen sich mit der Thermographie auch Gefäße unter der Haut sichtbar machen. Wenn längere Szenen ausgewertet werden, ergeben sich Aussagen zur Funktionsfähigkeit der Vasomotorik, also der Fähigkeit der Gefäße, ihren Durchflussquerschnitt ändern zu können. Die Umgebungstemperatur muss für eine gute Kontrastdarstellung im Bereich von 20 bis 22 Grad liegen. Der Untersuchungsraum muss daher im Sommer entsprechend gekühlt werden.
Invasiver Brustkrebs erzeugt durch durch Angiogenese neue Gefäße mit einem typischen Muster, mit denen der Tumor ernährt wird. Diese Muster können schon in einem sehr frühen Stadium der Krebsentwicklung zu sehen sein, wenn es noch keine Temperaturerhöhung oder Dichteänderung der Region gibt. Bewährte Verfahren wie Röntgenmammographie oder Ultraschall können solche Veränderungen im Anfangsstadium einer Krebserkrankung in der Regel nicht aufspüren.
Durch Vergleich mit früheren Aufnahmen können zusätzliche Gefäßmuster, wie sie bei Brustkrebs auftreten können, erkannt werden. Das Bild zeigt die Gefäßstruktur einer gesunden Brust.
Eine Erweiterung der Methode besteht in der Regulationsthermographie. Hierbei wird der Körper einem Temperaturreiz ausgesetzt und die Auswirkung an einer Anzahl bestimmter Körperpunkte ermittelt. Aus der Art und Weise wie der Körper eine Abkühlung auszugleichen versucht, kann auf den Gesundheitszustand innerer Organe geschlossen werden, Ursprünglich wurde bei der Regulationsthermographie nach Prof. Rost ein Temperaturfühler nacheinander auf etwa 60 bestimmte Hautareale gehalten und die Temperatur vor und nach einer Abkühlphase ermittelt. Die Ergebnisse werden in ein Thermogramm übertragen und anhand der übersichtlichen grafischen Darstellung die Befundung erhoben. Mit den derzeitigen technischen Möglichkeiten bietet sich die berührungslose und schnelle Temperaturermittlung mit einer infrarotempfindlichen Thermokamera an.
Während der Messzeit von 20 Minuten kommt es zu einem typischen Temperaturverlauf an verschiedenen Punkten des Kopfes, der Arme und des Oberkörpers. Diese Temperaturverläufe korrelieren wiederum mit einer Reihe von Krankheiten, so dass deren Diagnose unterstützt wird.
Die Infrarotdiagnostik kann unter anderem bei folgenden Erkrankungen eingesetzt werden:
- Brustkrebs, hier vor allem auch die Vorstufen
- Mastopathie und Mastitis
- arterielle Durchblutungsstörungen der Extremitäten
- Entzündungen im Bereich der Gelenke
- lokalisierte Entzündungen
- neurologische Störungen
- Prävarikosis, Varikose
- Thrombophlebitis
- Raynaud-Syndrom